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Mir gefallen die Spiele bislang wirklich gut, taktische Disziplin steht im Vordergrund. Nur die Slowaken haben mir im Spiel gegen die Waliser nicht gefallen. Was mir beim ZDF deutlich mehr zusagt als bei der ARD: der Livestream aus der Hintertorperspektive. Besserer Überblick, kein störender Kommentator, keine unnötigen Wiederholungen (wie gestern, als man dadurch den Abschlag von Pyatov und die daraus resultierende Torchance für die Ukraine verpasst hat) und keine Nahaufnahmen. Ich muss nicht unbedingt sehen, welche Fans sich am verrücktesten verkleidet haben oder wie lang Löw sein Kaugummi ziehen kann. :D

Mickey_Blue sagt

na in dieser Hinsicht waren die Italiener nen Leckerbissen für dich

Nur die Slowaken? Für mich waren die Türken desaströs! Taktik? Fehlanzeige! Glaube das ist ein Fremdwort für den Imperator. Die Devise lautete wohl alle man drauf und dann mal schauen. Für mich war das nicht mal 3.Liga Niveau. Und dabei haben die 2-3 gute Kicker im Team.  

Das Spiel der Kroaten gg. die Türkei habe ich leider verpasst, da habe ich mir ein Verbandsliga-Spiel angesehen. :D Aber es gibt mal wieder einen interessanten Artikel zum Spiel auf Spielverlagerung: http://spielverlagerung.de/2016/06/12/individuell-und-gruppentaktische-ueberlegene-kroaten-mit-souveraenem-sieg/

Und ja, das Spiel der Italiener war bis auf einige Ausnahmen und die letzten 15 Minuten wirklich schön anzusehen.

Ich verstehe immer die Argumentation nicht, wonach sich ein spektakuläres Fußballspiel dadurch kennzeichnet, dass möglichst viele Tore fallen. Der Fußball bietet soviel mehr Parameter, die ihn als Spiel so attraktiv machen. Wenn eine Mannschaft perfekt verschiebt, viel Laufarbeit leistet und eine tolle Zweikampfquote aufweist, kann das doch auch sehr, sehr ansprechend sein.

Das Vertikalspiel ist für die sogenannten “Turnierfavoriten” einfach unheimlich schwer aufzuziehen bei diesem Turnier. Viele “Underdogs” stehen sehr kompakt und normalerweise auch sehr tief, mehr als 8 Mann hinter dem Ball sind keine Seltenheit. Und das ist gut so, denn man kann von diesen Teams nicht verlangen, dass sie um des Spektakels Willen die Räume aufmachen und ins offene Messer der offensivstarken Teams laufen.

Warum Offensivstärke von vielen Zuschauern soviel höher bewertet wird als Defensivstärke, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Häufig kommt dann ein stammtischartiges “Ich will Tore sehen”. Das ein, zwei gute Konterangriffe reichen können, wenn man die restliche Zeit keine groben Fehler in der eigenen Defensivarbeit macht, ist vielen Zuschauern nicht genug.
Von individuellen Titeln in Mannschaftssportarten halte ich zwar nichts, aber diese Geringschätzung merkt man unter anderem auch daran, dass mit Cannavaro erst ein einziger Defensivspieler zum Weltfußballer des Jahres gewählt wurde.

Taktische Disziplin ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Spiele bei dieser EM fast alle von hoher Qualität sind. Vor der EM wurde geunkt, dass die Qualität der EM durch die Aufstockung verwässert würde, tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall. Dadurch, dass die vier besten Gruppendritten auch noch weiterkommen, sind die meisten Auftritte von Taktik geprägt und die Mannschaften halten sich an ihren jeweiligen Matchplan. Wer sehen will, wie Teams sich auseinandernehmen lassen, hatte während der EM-Qualifikation die Gelegenheit dazu.

Auch das Spiel Deutschland – Polen gestern war durchaus kein schlechtes Fußballspiel. Gerade im ersten und zweiten Drittel haben beide Teams relativ wenig Fehler gemacht, wobei man in zwei, drei Szenen (u.a. Miliks Kopfball, Özils Großchance) natürlich viel Glück hatte. Im letzten Drittel hätte Deutschland gegen die Polen einen Wandstürmer gebrauchen können, der vorne einen Ball festmachen und zurückspielen kann (Kießling oder der Mainzer Cordoba wären typische Beispiele). Leider sind weder Götze noch Gomez dazu in der Lage. Hinzu kam dann, das Müller in der ersten Hälfte weitgehend abtauchte bzw. sich nicht so im Raum bewegte, wie man es sonst von ihm kennt. Aber für die gesamte Offensivabteilung der deutschen Mannschaft gilt eigentlich, dass Timing, Laufwege und Laufbereitschaft noch ausbaufähig sind. Trotzdem hat man nach 2 Spieltagen 4 Punkte und steht mit anderthalb Beinen im AF. Damit kann man gut leben, denke ich.

Ich verweigere mich einfach dieser eindimensionalen Auslegung von “schönem” Fußball. Ein 0:0 kann viel schöner sein als ein 4:4, bei dem beide Mannschaften nur Fehler an Fehler reihen. Ob der gemeine Fan das sehen will, weiß ich nicht. Aber glücklicherweise haben die Fans darauf keinen direkten Einfluss.

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass viele Fans in erster Linie erfolgreichen Fußball von ihrer Mannschaft sehen wollen. Wenn das dann über gute Defensivarbeit und gezielte Konterangriffe geschieht, haben sicherlich die wenigsten Fans etwas dagegen.

Gerade du als VfB-Fan solltest gute Defensivarbeit nach der “Ära” Zorniger doch zu schätzen wissen.

Hm. Als kleiner Junge war ich das erste Mal mit meinem Vater im Stadion beim Spiel HSV – Bochum, Endstand 0:0. Seit damals bin ich Fußballfan. Sicherlich nicht, weil ich als Knirps von taktischen Ausrichtungen, Laufwegen etc. begeistert war, aber ohne zu wissen warum, verstand ich doch sofort, dass dieser Sport etwas ganz Besonderes für mich ist.

Einigen wir uns darauf, dass Menschen Fußball ganz unterschiedlich wahrnehmen und aus verschiedenen Gründen schön finden. Tore gehören, neben einigen anderen, sicherlich zu den Hauptgründen.

PS: Es hat ein gutes Ende genommen, ich bin kein HSV-Fan geworden. ;)

PPS: An den Pässen von Iniesta hatte ich gestern mehr Spaß als an den Toren der Spanier. Das ist immer wieder unglaublich. Wäre er kein Fußballer geworden, dann wäre er heute wahrscheinlich Chirurg.

Mir hat die EM richtig gut gefallen. Der neue Modus hat dem taktischen Niveau durchaus gut getan. Insgesamt war das Turnier sehr ausgeglichen, gerade mit Blick auf die “großen” Fußballnationen. Frankreich, Deutschland, Italien und Portugal konnten alle nur ein Spiel gegen einen anderen “Großen” gewinnen.

Für die Portugiesen freue ich mich besonders, endlich hat dieses fußballbegeisterte Land einen großen Titel erringen können. Gerade nachdem die goldene Generation es 2004 verpasst hat, das Finale im eigenen Land zu gewinnen. Die Franzosen haben trotzdem ein tolles junges Team und sicher eine erfolgreiche Zukunft vor sich.

Netter Fakt am Rande: Das mit Sanches, Coman und Guerreiro die drei besten Nachwuchsspieler der EM in der Bundesliga spielen werden, freut mich sehr.

Heute geht es ja schon weiter mit der U19-EM. :)